Günter Grass sagte einmal, dass wir in einer Zeit leben, in der die
neueste Nachricht die vorhergehende erschlägt – das ist Teil dieser
riesigen Informationsfrage. Das werden wir jedoch bewältigen müs-
sen, denn sonst wird die Orientierungslosigkeit täglich zunehmen.
Es gibt immer weniger Menschen, die in der Lage sind, sich da
zurechtzufinden; somit wäre das eine vollkommen neue Form von
Klassengesellschaft: die wenigen, die sich ganz gut auskennen,
und die vielen, die sich nicht auskennen.
Das zweite Thema –
und da bin ich sehr nahe bei Herrn Kaiser –
betrifft eine Weltregierung. Die Voraussetzung dafür wäre aller-
dings, dass wir bei den Fragen der Globalisierung oder der Globa-
li tät des Lebens schauen, was denn die Regeln sind, die wir eigent-
lich brauchen. Ein Teil der Debatte, bei diesen berühmten Verträgen
mit Kanada, den USA und der Europäischen Union, hat ja damit zu
tun, dass es eine Unzufriedenheit gibt. Niemand weiß genau, was
denn vernünftigerweise die Regeln sind, die man selbst und die
andere einhalten sollen. Das halte ich schon für eine ziemlich wich-
tige Voraussetzung und für eine fruchtbare Debatte.
Einen Ansatz möchte ich noch zum Stichwort Reichtum erwähnen.
Ich kenne alle Debatten, mir sind auch die Laute von ihnen vertraut,
und ich möchte darauf aufmerksam machen, dass Reichtum eine
materielle und eine immaterielle Seite hat. Das mag jetzt sehr simpel
klingen, aber glauben Sie mir, wenn ich sage,
dass man Reichtum auf
beide Ebenen, auf die materielle und auf
die immaterielle umlegen
muss, um sagen zu können, was sind
denn die Voraussetzungen
dafür, dass es eine bessere Verteilung
gibt, dann werden Sie das
Immaterielle auf jeden Fall stark mitnehmen müssen, sonst wird die
Einsicht zu materiellen Teilen nicht steigen. Ich glaube, dass die beiden
Dinge mehr zusammenhängen, als man im ersten Moment meint.
Lisa Eckhart: In Bezug auf die vorherige Aussage von Herrn Küberl,„man
kann das sowieso nur in der Gemeinschaft erreichen“, würde
ich auch
gerne etwas sagen. Dafür möchte ich auf eine Aussage
eines
Workshopteilnehmers zurückkommen, der meinte: „Irgendwie
sind wir
doch alle auf der Flucht, und zwar fliehen wir vor der Komplexität
unserer Welt in gefährliche Vereinfachungen und Banalisierungen.“
Ich bin der Meinung, dass wir uns die Frage stel-len sollten, wie wir
darauf reagieren müssen: mit Verständnis, oder
mit Empathie? Nein,
beides also keinesfalls.
Politische Bildung
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