Daher glaube ich, diese Gewöhnung an das, was ist, und es still zu
akzeptieren solang man selber nur in irgendeiner Form halbwegs
gut aussteigt, ist eines der Hauptprobleme. Das gilt nicht nur in
unserer Gesellschaft, sondern in der Demokratie insgesamt.
Heinz Pichler:
Frau Eckhart und Herr Kaiser haben angesprochen,
dass uns diese Empörung, Wut und Verzweiflung fehlt oder, wenn
ich es richtig verstanden habe, dass uns trotz enormer Wissensbe-
stände, die wir im Sekundentakt abrufen können, Orientierungs-
losigkeit droht. Da sehe ich jetzt die Gefahr, dass diese vermutete
Orientierungslosigkeit der Menschen von irgendwelchen Personen
aufgegriffen wird, wo eigentlich die vernunftorientierten Menschen
überhaupt keine Anbindung haben.
Es dürfte so etwas wie eine Kluft geben zwischen denen, die ver-
nunftorientiert, solidarisch, empathisch usw. denken, und jenen, die
Wut und Verzweiflung empfinden, also die unteren sozialen Schich-
ten. Das, was wir hier diskutieren, ist eine schöne akademische
Diskussion, aber die Wut, die im Magen eines Arbeitslosen steckt,
die werden wir hier nicht, in irgendwelcher Form, in den Griff be-
kommen. Da kommen dann „Gaukler“ daher, die das aufgreifen
können, nämlich in einer populistischen Art und Weise, und dann
entsprechend in die engere Wahl kommen, und das ist irgendwie
verrückt, oder?
Lisa Eckhart:
Diese Aussage finde ich sehr interessant, Herr Pichler.
Sie unterscheiden zwischen vernunftorientierten Menschen und
den Unterschichten, dass diese über die Emotion geleitet werden.
Ich glaube, dass eher die vernunftorientierten Menschen ein bis-
schen mehr von dieser Emotionalität vertragen könnten, also genau
umgekehrt. Das ist ja das Einzige, was man den Rechten zugute-
halten kann, dieser Aktivismus! Dieses „Feuer“ fehlt mir; es ist mir
wichtiger, dass die Oberen das „Feuer“ haben als das unten plötz-
lich jemand mit der reinen Vernunft operiert.
Franz Küberl:
Ich würde noch gerne zur Mindestsicherungsdebatte
in Österreich, die Herr Kaiser erwähnt hat, etwas sagen. Das ist ein
klassischer Fall, der aufgrund der Flüchtlingsbewegung und der
Kritik von vielen Einheimischen an der sogenannten „Hilfsbereit-
schaft“ entstanden ist. Daraufhin wurden zuerst die Flüchtlinge und
danach die Mindestsicherer ins Visier genommen, um andere sozu-
sagen ruhigzustellen. In Wirklichkeit hat man die Armen von den
Ärmeren gespaltet. Das war der Punkt, um die, die noch nicht so
arm sind, zu beruhigen. Das Drama ist, dass sie so nicht ruhiger
Politische Bildung
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