Peter Kaiser:
Aus meiner Sicht können die drängendsten Fragen
nur solche sein, die alle Menschen, also weltweit betreffen und die
im optimalen Fall, bei allen einen Denkprozess und/oder ein Han-
deln hervorrufen.
Wenn ich jetzt reflektiere, was aus den Workshops gekommen ist,
so sehe ich eine zentrale Frage: die Verteilungsfrage – dazu gehört
auch das Thema Armut und Reichtum. Wir erleben alle Verteilungs-
fragen, wir erleben sie als kleine Kinder beim Anziehen bei der
Markenware, bei der Verteilung von Wasser und Reis in verschie-
denen Teilen dieser Erde. Dann erleben wir sie schon angereichert
mit viel sozialen Gefühlen wie Neid, Missgunst oder Stolz, sowie in
der Arbeits- und Produktionssphäre und sogar bei Lebenserwar-
tungen gibt es Verteilungsungerechtigkeiten. Daher denke ich, dass
die Frage der Verteilung und der dahinterstehenden Ethik, für mich
die wesentlichste und wichtigste Fragestellung in Zukunft ist.
Die zweite Frage hängt natürlich auch damit zusammen, wie bei Ih-
nen, Herr Küberl, ist die Bildungsfrage. Wir haben in der österreichi-
schen Gesellschaft wenige Zugänge zu einer wirklichen Chancen-
gerechtigkeit, obwohl wir eine relativ gerechte Gesellschaft sind.
Ich meine, dass der Zugang zum Bildungssystem, schon mit den
elementarpädagogischen Einrichtungen beginnt, und danach soll-
ten alle Zutritt zur Schule haben. Die Gesellschaft bemüht sich
auch, die aus anderen Kulturkreisen Kommenden, in die Schule zu
bringen, da der Wert von Bildung allgemein erkannt wird. Das heißt,
diese Chancengerechtigkeit, die es zu Beginn der Lebensentwick-
lung, in einem hohen Ausmaß gibt, bis zum Ende der jeweiligen
individuellen Lebensperspektiven, gilt es zu erweitern und offenzu-
halten. Das ist für mich die zweite ganz große Herausforderung.
Die dritte Frage, ist eine äußerst immaterielle und die mag vielleicht
in meinen eigenen Wahrnehmungen, dessen was täglich weltweit
passiert, begründet sein. Ich orte mehr und mehr, angefangen bei
der herrschenden Politik bis zu den Religionen, von der Kunst und
Kultur bis tief in pädagogische Bereiche, eine Orientierungslosig-
keit. Das ist es, was mir in Wirklichkeit Sorgen macht. Kaum je-
mand ist mehr in der Lage, so etwas wie eine mehrheitsfähige
Grundorientierung zu geben.
Es gibt vielfache moralische Appelle, wie beispielsweise die Zehn
Gebote, „Du sollst nicht töten“ oder, „Teile etwas, wenn du mehr
und andere nichts haben“. Nichts desto trotz sage ich offen und
Politische Bildung
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