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Heinz Pichler:

Mich würde noch zur Aussage über die Orientie-

rungslosigkeit von Herrn Kaiser interessieren, welche Auswirkun-

gen sich dazu im demokratischen Gefüge ergeben. Was würde das

für die Weiterentwicklung eines demokratischen Gemeinwesens

bedeuten, bis hin auch zu Fragen, wie kann ich mich am Gemein-

wesen beteiligen?

Peter Kaiser:

Zur Orientierungslosigkeit könnte man weitere Begriff-

lichkeiten nennen. Es fehlen vielen Menschen, vielen Entschei-

dungsträgern, die „Wegmarkierungen“. Das ist ein Begriff von Hei-

degger, der versucht hat auszudrücken, dass man seinen eigenen

Weg finden muss, und man sollte die Richtung in etwa kennen; so-

wie einige paar Markierungen, nennen wir es Gesetze, Regeln oder

Ethik. Zusätzlich soll es Bestimmungen geben, die in der Gesell-

schaft einzuhalten sind, aber nichts davon ist statisch, sondern es

entwickelt sich alles in einer gewissen Form weiter.

Die Frage der Demokratie ist aus meiner Sicht auch eine ganz ent-

scheidende. Jetzt behaupte ich einmal, dass die Welt, in der wir le-

ben, der mitteleuropäische Raum, ein mehr oder wenig demokra-

tisch orientierter, aber trotzdem verbesserungswürdiger Raum ist.

Wir haben in unseren Verfassungen, die die Demokratien festschrei-

ben, einen Leitgedanken, nämlich eine Art soziale Wohlfahrt als All-

gemeingut zu erhalten. Das stammt aus der Aufklärung, ist aber

auch heute noch, denke ich, wenn man nach einem Sammelbegriff

sucht, einer der besten, um die Aufgaben der Staaten zu erklären.

Was ich allzu oft in unserer Gesellschaft höre, auch bei uns spüre

und sehe, wenn es um Problemlösungen geht, oder wenn ich den

Erlösungssatz höre: Dafür haben wir ja Politiker, dafür haben wir ja

die Kirche, dafür haben wir ja die Künstler, die sollen doch kritisch

sein und Lösungen aufzeigen. Oder, wo war die Empörung, wo

waren die Künstler, als die Flüchtlingsbewegung eingetreten ist?

Die tagtäglich zeitunglesende, fernsehschauende Gesellschaft hat

ja auch nichts getan, oder? Ein bisschen mehr Aufruf zur Selbst-

courage und zum Engagement, das wäre für mich ein wesentlicher

Aspekt!

Stellungnahme aus dem Publikum: Da würde ich gerne widerspre-

chen, lieber Herr Peter Kaiser. Gerade die Zivilbevölkerung in Ös-

terreich ist unterstützend aufgetreten, als die Flüchtlingsströme

losgegangen sind. Noch bevor die Politik in Wirklichkeit reagiert hat

oder bevor überhaupt die staatlichen Institutionen agiert haben, ist

die Zivilbevölkerung an die Grenzen gegangen.

Politische Bildung

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