Armutsbegriff und Ausmaß in Österreich
4
Für einen Einpersonenhaushalt in Österreich beträgt die Armuts-
gefährdungsschwelle derzeit 13.926 Euro pro Jahr, das sind 1.161
Euro im Monat (Jahreszwölftel). Für Mehrpersonenhaushalte erhöht
sich der Betrag um rund 580 Euro pro Erwachsenen bzw. um 348
Euro pro Kind. Verdient eine Alleinerzieherin mit drei Kindern bei-
spielsweise weniger als 2.205 Euro oder eine aus zwei Erwachsenen
und zwei Kindern bestehenden Familie unter 2.437 Euro, gelten sie
als armutsgefährdet.
1.185.000 Menschen in Österreich (14,1 % der Bevölkerung)
sind armutsgefährdet
Ein Viertel der Armutsgefährdeten sind Kinder und Jugendliche bis
19 Jahre, das sind 310.000 Kinder und Jugendliche in Österreich.
Frauen sind mit 14 % häufiger armutsgefährdet als Männer mit 12 %.
Im Zuge der Europa-2020-Zielsetzung (Reduktion der armutsbetrof-
fenen Menschen in Europa um 20 Millionen) wurden weitere drei In-
dikatoren zur Definition von armutsgefährdeten Menschen erhoben:
n
Armutsgefährdung definiert durch über 60 % des äquivalisierten
Medianeinkommens,
n
erhebliche materielle Deprivation,
n
keine oder sehr niedrige Erwerbsintensität im Haushalt mit Perso-
nen im Erwerbsalter.
Die Gruppe der armuts- oder ausgrenzungsgefährdeten Personen,
welche von mindestens einer dieser drei Lebenslagen betroffen ist,
umfasst 19,2 % der ÖsterreicherInnen. Rund 25 % bzw. 414.000
Menschen in Österreich sind mehrfach
ausgegrenzt und damit star-
ker Benachteiligung im Vergleich zur restlichen Bevölkerung ausge-
setzt. Diese Menschen sind von zwei von drei benachteiligenden Le-
benssituationen betroffen (geringes Einkommen, geringe Erwerbs-
möglichkeiten und Einschränkung in zentralen Lebensbereichen).
Das Medianjahreseinkommen von Mehrfachausgrenzungsgefähr-
deten liegt mit 10.532 Euro unter der Armutsgefährdungsschwelle.
Auch zeigt sich, dass Personen mit mehreren Benachteiligungen ei-
19
Politische Bildung
27
4)
Zahlen im nachfolgenden Abschnitt beziehen sich auf Berichte der Statistik Austria (2015).