und soziales Prestige schwinde
n
zunehmend. Während früher sozialer
Aufstieg aber auch sozialer Abstieg ein „kollektives Klassen-
phänomen“ waren, in der sich gemeinsame Gegendeutungen, solida-
rische Abwehr- und Unterstützungsformen gebildet haben, ist dies in
einer individualisierten Erwerbsgesellschaft nicht mehr der Fall. Oliver
Nachtwey (2016) spricht deshalb vom Rolltreppeneffekt: „Die
Oberklassen haben schon die nächste Etage, das dritte Stockwerk,
erreicht, und da fallen sie auch nicht mehr runter. Teilweise fahren sie
sogar noch weiter in den vierten oder fünften Stock. Das sind die ein
Prozent, die vom Matthäus-Effekt profitieren – ,Wer hat, dem wird
gegeben‘. Aber für die Leute in den mittleren und unteren
Stockwerken fährt die Rolltreppe jetzt nach unten. Nur ein Anlaufen
gegen die Rolltreppe scheint gegen diesen sozialen Abstieg zu wir-
ken. Dies ist ein mühevoller Lebensweg. Ständig in Bewegung blei-
bend, im permanenten Wettbewerb, durch Stehenbleiben fährt man
abwärts. (Der Standard 2016, o.S.)
Eine der zentralen Fragen hinsichtlich der Verteilungsgerechtigkeit
lautet: Ist soziale Mobilität überhaupt noch real erfahrbar? Eine
Studie von Altzinger et al. (2013) beschreibt mithilfe der EU-SILC-
Daten das Ausmaß intergenerationeller sozialer Mobilität in Öster-
reich: Anhand der Determinanten Bildung und finanzielle Situation im
elterlichen Haushalt wurden die Auswirkungen auf die Kinder im spä-
teren Leben nachvollzogen. Die Vererbung von Vermögen, Netzwer-
ken, Wertvorstellungen und ethischen Normen können in dieser
Auswertung nicht berücksichtigt werden, spielen aber ebenfalls eine
wichtige Rolle. Die Ergebnisse besagen, dass Kinder, die aus wirt-
schaftlich gut gestellten Familien kommen, ein generell höheres
Einkommen aufweisen als jene, die aus einer finanziell weniger privi-
legierten Situation kommen. Je höher das Bildungsniveau der Eltern,
desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch deren Nach-
kommen einen höheren Bildungsweg einschlagen werden. Je leich-
ter das Auskommen im Elternhaus im Alter von 14 Jahren, desto
höher das Bildungsniveau. Personen aus schwierigen ökonomischen
Verhältnissen finden sich nur selten im obersten Einkommensquartil,
während sich Personen aus guten familiären Verhältnissen wiederum
seltener im untersten Einkommensquartil finden. Allgemein brachte
die Auswertung das Ergebnis, dass die jüngere Generation durchge-
hend etwas höhere Bildungsabschlüsse erreicht hatte, als die ältere
Kohorte. Bei Personen mit Migrationshintergrund wurden geringe
Aufstiegsmöglichkeiten in Bezug auf das Bildungsniveau erkannt.
Politische Bildung
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