digen aus und fassen diese Entwicklung unter der Begrifflichkeit der
Erwerbsprekarisierung zusammen (vgl. hierzu auch Bögenhold &
Klinglmair, 2015). Damit wird der Umstand adressiert, dass Ein-
kommen aus Erwerbsarbeit zunehmend in Armutsnähe liegen wer-
den und die Einkommensspreizung erheblich ist. Möglich wäre etwa
eine neue Segmentierungslinie im Erwerbssystem, die sich aufgrund
einer Expansion der Erwerbshybridisierung ergeben könnte und
dadurch instabile Soziallagen, neue riskante Marktlagen und daraus
wiederum neue Formen der Prekarität eröffnen könnte. In dieser
Risikogruppe wird – so die Annahme – ein erheblicher Anteil der Neuen
Selbstständigen zu finden sein, die vielfach aufgrund
fehlender
Arbeitsmarktperspektiven
(z.B.
kein
unselbstständiges
Be-
schäftigungsverhältnis gefunden, Ausweg aus der Arbeitslosigkeit)
als Solo-Selbstständige am Arbeitsmarkt teilnehmen müssen (vgl.
Bögenhold & Klinglmair, 2015, S. 118).
Damit lässt sich zusammenfassend festhalten, dass in Zeiten des
beschleunigten Strukturwandels der Arbeitsgesellschaft, im Zuge
dessen sich jene Beschäftigungsstrukturen, die bislang als Standard
definiert wurden, in einem Umbruch befinden und in (naher) Zukunft
noch stärker verändern werden (vgl. Kitching & Smallbone, 2008).
Von öffentlicher Seite müsste dahingehend großes Interesse beste-
hen, die vielfach (noch) nicht abschätzbaren Auswirkungen und
Konsequenzen von atypischer Beschäftigung auf die Arbeits- und
Lebenssituation der Betroffenen detailliert zu untersuchen. Aus den
gewonnenen Erkenntnissen können in weiterer Folge wirtschafts-
und gesellschaftspolitische Maßnahmen abgeleitet werden, um
möglichen negativen Entwicklungen auf die
Arbeits- und Lebens-
bedingungen
frühzeitig und proaktiv begegnen zu können, als
Individuen neben beruflicher auch nach privater Zufriedenheit und
Wohlbefinden streben. Das Erreichen dieser Lebensumstände gilt
seit jeher als wünschenswertes Ziel des menschlichen Lebens (vgl.
Enste & Ewers, 2014). Vorliegende Untersuchungen der ökonomi-
schen Forschung beschäftigten sich jedoch lange Zeit nicht vorder-
gründig mit dem Menschen per se; vielfach wurden Zufriedenheit
und Wohlbefinden mit Wohlstand gleichgesetzt. So wurden etwa
das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf bzw. das reale Wirtschafts-
wachstum als Indikatoren herangezogen, um die Lebenssituation
von Menschen zu bewerten. Durch diese rein makroperspektivi-
schen Betrachtungen können jedoch keine adäquaten Aussagen
über das Wohlbefinden getroffen werden, da anhand dieser Maß-
zahlen keine aussagekräftige Darstellung beruflicher und privater
Zufriedenheit durchgeführt wird; somit führte die Untersuchung sub-
jektiv-individueller Arbeits- und Lebensbedingungen lange Zeit ein
Politische Bildung
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