Auf wissenschaftlicher Seite steht dabei die Frage im Vordergrund,
inwiefern diese atypischen Beschäftigungsverhältnisse die Arbeits-
aber auch die Lebenssituation der Betroffenen beeinflussen. In der
Literatur wird für die Abkehr vom Normalarbeitsverhältnis und den
damit einhergehenden (oftmals negativen) Auswirkungen häufig der
Begriff der „Prekarisierung“ verwendet. Diese Begrifflichkeit subsu-
miert alle negativ behafteten arbeitsweltlichen Entwicklungen und
stellt damit die Schattenseite arbeitsmarktbezogener Flexibilisierung
und Deregulierung dar. Dabei darf jedoch nicht uneingeschränkt der
Schluss gezogen werden, dass alle atypischen Beschäftigungsver-
hältnisse prekär sind, wobei vielen „nicht-normalen“ Arbeitsverhält-
nissen sehr wohl prekäre Tendenzen innewohnen (dürften).
Nicht verwunderlich erscheint es demnach, dass auf wissenschaftli-
cher aber zunehmend auch auf öffentlicher Seite das Bestreben
steigt, die Auswirkungen von atypischen Beschäftigungsformen auf
die Arbeits- und Lebenssituation (empirisch) zu untersuchen. Viele
Wirtschaftssektoren sind unverändert von einem Umbruch betrof-
fen; vor allem die (berufliche) Weiter- und Erwachsenenbildung stellt
einen jener Sektoren dar, der im Zuge des wirtschaftlichen Struktur-
wandels stark an Dynamik gewonnen hat (Stichwort: Lebenslanges
Lernen), gleichzeitig aber von einem hohen Anteil an atypischen
Beschäftigungsverhältnissen geprägt ist. Vor diesem Hintergrund
war es das Ziel der vorliegenden Untersuchung, gerade diesen
Wirtschaftssektor erstmals für das Bundesland Kärnten anhand
einer eigenen empirischen Erhebung eingehend zu betrachten und
herauszuarbeiten, ob mit atypischer Beschäftigung negative Auswir-
kungen – verglichen mit „normalen“ Anstellungsverhältnissen – ein-
hergehen. Der Bereich der (beruflichen) Erwachsenenbildung ist
deswegen prädestiniert, als – in der Literatur – der Faktor Human-
kapital als Schutz gegen atypische Beschäftigung sowie die damit
einhergehenden möglichen prekären Auswirkungen herausgestrichen
wird,
aber
gleichzeitig jenen Wirtschaftssektor darstellt, in
dem die
Erwerbstätigen das höchste Qualifikationsniveau aufweisen. Der
vielfach postulierte positive Zusammenhang zwischen Bildung und
Arbeitsmarktchancen kann damit auf einen ersten Blick
nicht
untermauert werden und bedarf weiterführender Analysen.
Bislang wurde der Weiterbildungssektor in Kärnten in dieser Hin-
sicht allerdings noch nicht hinreichend empirisch untersucht, womit
eine Forschungslücke qualitativer und quantitativer Natur identifi-
ziert werden konnte. Um diese Lücke – zumindest teilweise – zu
schließen wurde ein modular aufgebauter Online-Fragebogen ent-
worfen, welcher anhand von insgesamt 54 Fragen sowohl die Ar-
Politische Bildung
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