Politische Bildung
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stellten sie mehr als die Hälfte der gesamten öffentlichen Entwick-
lungshilfe. Das Gesamtvolumen der Entwicklungshilfe der EU ist im
Jahr 2015 auf 0,47 Prozent des Bruttonationaleinkommens gestiegen
(vgl. ebd.).
Insgesamt ist die Entwicklungsfinanzierung in den letzten Jahren
vielfältiger geworden. Neben Mitteln aus internationaler staatlicher
Entwicklungszusammenarbeit gewinnen eigene Steuereinnahmen,
nationale und internationale Finanzmärkte, ausländische Direktinves-
titionen und Überweisungen von MigrantInnen an Bedeutung (vgl.
DIE o.J.). Laut Berichten der Weltbank und des Internationalen Wäh-
rungsfonds haben
Remittances
, die Geldsendungen, die MigrantIn-
nen in ihre Herkunftsländer überweisen, in den letzten zwei Jahr-
zehnten beträchtlich zugenommen. Im Jahr 2007 flossen circa 251
Milliarden US-Dollar an
Remittances
in Entwicklungs- und Schwel-
lenl änder. 2007 waren diese Überweisungen etwa doppelt so hoch
wie die Ausgaben für die offizielle Entwicklungshilfe (vgl. GTZ 2009,
S.
6). 2014 betrugen diese Zahlungen circa 435 Milliarden US-Dollar.
Damit sind
Remittances
in der Summe mehr als dreimal höher als die
gesamten Ausgaben öffentlicher Entwicklungszusammenarbeit und
betragen mehr als die Hälfte der gesamten Auslandsi nvestitionen in
Entwicklungsländern (vgl. KFW 2014, S. 1).
Diese Gelder stellen ein wichtiges Mittel zur Reduzierung von Armut
dar und erhöhen die soziale Sicherung in den Herkunftsländern der
MigrantInnen. Diese Entwicklung zeigt aber auch, wie eng die öko-
nomische Lage von MigrantInnen in den Zielländern mit der sozioö-
konomischen Entwicklung in den Herkunftsländern zusammenhängt.
Gerade soziale Themen wie die Bekämpfung von Armut und akutem
Hunger ziehen auch eine spezielle Form des karitativen Engage-
ments an, die Finanzierung von Hilfsmaßnahmen durch Charity-Ak-
tionen. Prominente MusikerInnen oder SchauspielerInnen können die
öffentliche Aufmerksamkeit auch auf sonst weniger wahrgenommene
Themen lenken. Der Kampf gegen Armut oder Hunger und andere
soziale Probleme landen auf dem
roten Teppich und bei Galadiners.
Das Plus an Aufmerksamkeit geht aber meist auf Kosten einer seriö-sen
Auseinandersetzung mit Ursachen, Folgen und Lösungsmöglich-
keiten sozialer Probleme. Darüber hinaus werden Bilder und unter-
schwellige Botschaften über Opfer, Hilfsbedürftigkeit und Unteren-
twicklung reproduziert. Almosen ersetzen politische Auseinanderset-
zung und Maßnahmen.
Dahinter liegen aber noch viel tiefere Problematiken: In den letzten
Jahren lässt sich auch ein zunehmendes Engagement von privaten