Politische Bildung
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Heidi Grobbauer/Josefine Scherling
Jenseits von Entwicklungshilfe
und Almosen – die Soziale Frage
als globales Phänomen
Die soziale Frage bezeichnet im historischen Kontext die gesell-
schaftlichen Missstände im Übergang von der Agrar- zur Industrie-
gesellschaft. Dieser Wandel war begleitet von Landflucht, hoher Ar-
beitslosigkeit und Verelendung großer Bevölkerungsteile. Zu Beginn
des 21. Jahrhunderts wird nun vielerorts die Rückkehr der sozialen
Frage konstatiert. „Wie die extrem ungleiche Verteilung von Einkom-
men und Kapital und die damit verbundene Ausbeutung der Arbei-
terklasse zur Zeit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert zur
Forderung nach sozialer Sicherheit und Gerechtigkeit in Form wirt-
schaftlicher, sozialer und kultureller Rechte geführt hat, so stellt sich
im 21. Jahrhundert nach mehr als drei Jahrzehnten der Zunahme der
Ungleichheit in den meisten Industrieländern wieder dieselbe sozia-
le Frage“. (Nowak 2015, S. 18.) Darauf verweisen die „Kärntner Ge-
spräche zur demokratiepolitischen Bildung 2016“, die ebendiese
Problematik aufgegriffen haben:
Der Workshop mit dem Titel „Jenseits von Entwicklungshilfe und
Almosen“ hatte das Ziel, sich der Rückkehr der sozialen Frage(n) aus
einer globalen Perspektive zu nähern und bei den Teilnehmenden ein
Verständnis für die Gefährdungen des sozialen Zusammenhalts
sowie für die Bedeutung von sozialer Gerechtigkeit im Kontext der
Weltgesellschaft zu wecken.
Der vorliegende Beitrag skizziert zunächst globale Zusammenhänge
und gibt einen kurzen Einblick in Strategien zur Bekämpfung der glo-
balen Armut und des weltweiten Hungers. Dabei werden auch neue
Formen der Finanzierung von Entwicklungsagenden und poltischer