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Politische Bildung
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dabei für die Workshopteilnehmenden eindrücklich sichtbar, wie
schwierig es für soziale Bewegungen ist, programmatisch auf eine
demokratische Zukunft hin zu arbeiten, während zugleich viele Aktivis-
tInnen mit Verhaftungen, Folter und Tod konfrontiert waren und sind.
Worüber wird aktuell im Zusammenhang mit dem arabischen Raum in
westlichen Medien vor allem berichtet? Worüber wird nicht berichtet?
Klar herausgestrichen wurde von den Workshopteilnehmenden, dass
aktuelle Medienberichte vor allem auf die Fluchtbewegung nach Eu-
ropa fokussieren. Ohne zumeist Flüchtlinge selbst zu Wort kommen
zu lassen, würden viele Berichte ein oberflächliches Bild der Situation
skizzieren und somit gerade das nicht berichten, was in diesem
Zusammenhang entscheidend sei: Fluchtursachen und politische
Verantwortlichkeiten für die aktuellen Kriege im arabischen Raum.
Ebenso fehlen notwendige Hintergrundinformationen zur Einschät-
zung der Lage im arabischen Raum oder zu den existierenden sozia-
len Bewegungen, so die Meinung vieler Workshopteilnehmenden.
Fragen wie, was wir zum Beispiel von Gewerkschaftsinitiativen in
Bagdad, sozialen Initiativen in Aleppo oder feministischen Initiativen
in Kairo wissen, würden in gängigen Medienberichten nicht aufge-
worfen werden. Damit könnten wir die Kenntnis über derartige Initia-
tiven in unsere Wissensbestände nicht mehr aufnehmen – sie existie-
ren für uns schlichtweg nicht.
Somit ließ sich in den Diskussionen schlussfolgern, dass mediale
Berichte über den arabischen Raum nicht nur soziale, ökonomische
und politische Realitäten durch Auslassungen reduzierend darstellen,
sondern diese Realitäten in einen anderen Sinnhorizont verrücken
und damit ein eindimensionales Raster der Wahrnehmung und des
Urteils über die arabische Welt mit schaffen.
Was können wir von sozialen Bewegungen
in der arabischen Welt lernen?
Von den Workshopteilnehmenden wurden folgende wesentliche
Aspekte betont:
n
(Politische) Einheit als wesentliches Erfolgsmoment; zugleich sei es
allerdings ein schwieriges Unterfangen, eine soziale Bewegung auf
bestimmte Ziele zu einigen;
n
der Mut, sich zu wehren sowie eine möglichst angstfreie Haltung
der Menschen gegenüber den herrschenden Eliten trotz repressiver
Maßnahmen des Staates;