Was tun?
Wie kann man dieser demokratiepolitisch gefährlichen Situation be-
gegnen? Welche Handlungsansätze bieten sich nun an – What works?
Erklären reicht nicht, wir müssen zum Handeln kommen. Lösungen
korrespondieren vernünftigerweise immer mit Erklärungen, deshalb ist
auch wichtig, eine klare Ausgangslage zu skizzieren, wie oben erfolgt.
Wer jedoch die Welt anders liest, andere Wahrheiten erkennt, kommt
auch zu anderen Lösungen. Gestern die Griechen, heute die Asylan-
ten und zwischendurch immer wieder die Bonzen und Großfunk-
tionäre am Selbstbedienungstrog „da oben“ – und gleichzeitig ent-
deckt man die 40.000 armen Obdachlosen in Österreich, die den Asyl-
webern hintan gestellt werden, die einen bisher nicht die Bohne inter-
essiert haben und für deren Lage man nun Krokodilstränen vergießt.
Neid und Ressentiment scheinen grenzenlos, der Diskurs des Zu-
kurz-Kommens arbeitet subversiv und entfaltet sich hemmungslos.
Ressentiment ist auf subjektiver Ebene sicher eine Art von Lebens-
bewältigung, zwar ziemlich regressiv, aber es hilft den Einzelnen. Je-
der von uns kennt solche Situationen der Unterlegenheit, in denen
wir uns zurückgesetzt und ohnmächtig fühlen und auch nicht immer
ganz objektiv zur Sachlage stehen. Wenn allerdings Ressentiments
zunehmen, mehrere Stränge sich in einer irrationalen Weltsicht ver-
knäueln und sich diese reaktionär gegen Schwache und Minder-
heiten richten, sind sie das Gift der Demokratie.
Wie kann man gegensteuern? Es geht darum, jenen, die abgehängt
sind, eine Perspektive des Dazugehörens, des Mitmachen-Könnens
und der Integration zu öffnen. Wir wollen die Perspektiven zunächst
altersbezogen skizzieren, zum zweiten dann die gesamtgesellschaft-
liche Ebene in Augenschein nehmen.
Jugend – die Lebensphase der Weichenstellung
Wie wir aus der Übergangsforschung wissen, zeigen sich prekäre
Karrieren erstmals deutlich im Übergang von der Schule zum Beruf.
Wenn es nicht gelingt, einen Einstieg in eine berufliche Ausbildung zu
finden, so begleitet dieses Missgeschick wie ein Schatten das weite-
re Leben. Selbstredend werden die Weichen schon in der Schule
gestellt, hier aber – an der ersten Schwelle – können durch zielgrup-
penadäquate Methoden der Berufsorientierung durchaus Leitplanken
eingezogen werden, die junge Menschen in der Bahn halten oder
genauer: erst auf die Bahn bringen. Wer länger braucht, wer sich beim
Politische Bildung
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