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lastungsdenken vorherrschen. Man könne die ökonomischen, psy-

chischen, sozialen und gesundheitlichen Belastungen durch Arbeits-

losigkeit auswendig herbeten. Ganz wenig wisse man aber darüber,

wie es Menschen gelingt, diese negativen Auswirkungen zu verrin-

gern oder ganz zu vermeiden. Krafeld kritisiert hier auch die Marien-

thal-Studie, die den „Ungebrochenen“ als jenem Krisenbewälti-

gungstyp, der mehr oder weniger unversehrt die Arbeitslosigkeit

durchsteht, das geringste Untersuchungsinteresse einräumt. Hierzu

sind auch die Resilienz-Studien anschlussfähig.

Der Belastungsansatz sieht Arbeitslose als relativ ohnmächtig und

einflusslos den gesellschaftlichen Verhältnissen ausgesetzt, die zwar

dezidiert kritisch beleuchtet werden, denen die Betroffenen jedoch

ohnmächtig gegenüber stehen. Der Belastungsansatz verstärkt somit

die Resignation und die Abhängigkeitsgefühle. Der Bewältigungs-

ansatz hingegen sieht Arbeitslose als aktiv handelnde Subjekte und

fragt nach deren Handlungsoptionen. Er setzt dabei auf Empower-

ment, denn jede Situation gilt prinzipiell als veränderbar. Gerade in

der Sozialen Arbeit ist es inzwischen common sense, dass jene Ziel-

gruppen, die in schwieriger Lebenslage verbunden mit biografischen

Brüchen und Versagensängsten entmutigt sind, zuallererst selbst-

wertstabilisierende Erfolgserfahrungen brauchen, damit sie durch

diese Erfahrungen der Selbstwirksamkeit aus ihrer Lethargie heraus-

finden und neues Zutrauen zu sich und zu der Welt fassen.

Es geht also um eine Abkehr vom Defizit-Blick. Und es gilt, die Ab-

wärtsspirale der erlernten Hilflosigkeit umzudrehen. Dazu braucht es

Sphären der Anerkennung und sozialen Integration. Für die Abge-

hängten braucht es einen Korridor sozialer Beschäftigung, wie ihn

etwa sozialökonomische Betriebe aufbieten. Und es bedarf zugleich

immer wieder Versuche der Aktivierung für den Arbeitsmarkt, um

eine Basis für eine wirtschaftlich selbstständige Lebensführung her-

zustellen. „Fördern und Fordern“ – die Maxime des aktivierenden

Sozialstaats – wird gerne als neoliberal abgekanzelt, aber es ist eben

oft auch die Chance und vor allem Alternative zur lediglich passivie-

renden Versorgung etwa per Mindestsicherung. Und dort, wo die

Arbeitswelt so rasante Umwälzungen vollzieht, braucht es für jene,

die nicht Schritt halten können und trotz Umlern-Angeboten keinen

festen Boden finden, einen sozialen Arbeitsmarkt, wie immer dieser

strukturiert, finanziert und gratifiziert ist. Denn nur ganz wenigen

gelingt es, den stolzen Arbeitslosen zu verkörpern und selbstbewus-

st aufzutreten. Deshalb ist nichts gesellschaftspolitisch schädlicher,

als Menschen in zurückgezogener Tristesse und Resignation verhar-

ren zu lassen.

Politische Bildung

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