Und wer ist nun schuld an diesen Ungerechtigkeiten? Jetzt schlägt
die Stunde des Ressentiments, teilweise auch des offenen Hasses –
und eben dies ist demokratie-politisch gefährlich! „Flüchtlinge krie-
gen alles“ – bei uns sind die Schulchöre bedroht, die Kulturvereine
werden eingekürzt, so etwa berichtet die Kleine Zeitung über Kärnten
im Dezember 2015. Sparstift statt Skilift!
Wir wissen, dass wir eine fordernde Arbeitswelt und einen dynami-
schen Arbeitsmarkt haben. Wer wenig kann, hat weniger Chancen.
Das gilt für die zugereisten Flüchtlinge – und die sind bei weitem
nicht alle ausreichend qualifiziert – ebenso gilt dies für die Einhei-
mischen. Budes Gesellschaft der Angst erfährt hier noch mal eine
ganz andere Zuspitzung: Man hat erhebliche existenzielle Sorgen.
Nicht Status-Angst um die eigenen Kinder, sondern ganz handfeste
Sorgen ums tägliche Brot. Wenn die Flüchtlinge anerkannten Asyl-
status erhalten und Arbeitsmarktzugang, wird ein erheblicher Kon-
kurrenzkampf auf der unteren Leiter einsetzen, es geht um die Jeder-
mann-Jobs. Die Arbeitsämter wissen das. „Wir können jetzt schon
feststellen, dass uns die niedrig-produktive Arbeit zunehmend aus-
geht“, so AMS-Direktor Johannes Kopf (DIE ZEIT online Nr. 2/2016).
In diesem Kontext erscheint das Gespenst eines neuen Subproleta-
riats. Neben den klassisch Abgehängten, weil gering qualifiziert und
wenig „flexibel“, wird es in hohem Maße die Flüchtlinge treffen: „Die-
se Gruppen müssen ohnehin schon mit den Aufgaben der Integration
in ein neues kulturelles Umfeld fertig werden und stehen nun zusätz-
lich vor dem Problem, dass es die klassischen Aufsteiger-Jobs, in
denen man klein anfangen und sich hocharbeiten kann, einfach nicht
mehr gibt.“ (Ebd.) Sicher – es sind hier auch neue Chancen, dem
sogenannten Fachkräftemangel zu begegnen. Es wird aber eher um
Jobs in der Pflege gehen als um die hitec-Ingenieure. Und wer am
Rand steht, greift zum Ressentiment – man hat eben gerne einen
Sündenbock.
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Politische Bildung
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