und je weiter die Aufgabengebiete der Länder, desto zahlreicher und
mächtiger die Vetospieler von Reformbemühungen. Doch nicht nur
der durch die Machtaufteilung notwendige Kooperationsaufwand
zwischen Bund, Ländern und Gemeinden machen Veränderungen
schwierig, auch hat das bisherige Mehrebenen-System funktional
ausgedient. Viele Aufgaben und Herausforderungen lassen sich in
den administrativen Grenzen einer Gemeinde, eines Bundeslandes
und auch eines Nationalstaates nicht mehr bewältigen. Die Kom-
plexität unserer arbeitsteiligen und globalen Welt erfordert auch hier
ein Umdenken in funktionale Räume, wie sie etwa bereits in der
Raumplanung eingesetzt werden. Jacquier (2010) entwarf zur bes-
seren Aufgabenbewältigung hierzu ein neues vierteiliges Mehrebe-
nen-Modell mit den Stufen Europäische Union, grenzüberschreiten-
de Regionen und Makroregionen, Großstadtgebiete bzw. Städte inkl.
ihrer Umlandgemeinden sowie Nachbarschaften oder auf österrei-
chisch: Grätzel. Jacquier schlägt vor, Aufgaben von den Kommunen
einerseits auf die Nachbarschaften, andererseits zum größeren Ge-
meindeverbund zu delegieren. Aufgaben der Bundesländer gingen
zum Teil an diesen Verbund bzw. in die Region, die auch Ange-
legenheiten des Bundes erledigen kann. Falls nicht, übernimmt die
Europäische Union die restlichen Aufgaben.
Kombiniert man nun die neuen Ansätze zur Weiterentwicklung der
Demokratie in Richtung partizipative Modelle mit dem neuen Mehr-
ebenen-Modell Nachbarschaft, Gemeindeverbund, grenzüberschrei-
tende Region und Europäische Union so zeigen sich neue, überra-
schende Wege zur Reform unseres Gemeinwesens. Das Ziel lautet
immer: Menschen müssen in die Lage versetzt werden, eigenverant-
wortlich und sich ihrer Rolle als StaatsbürgerInnen bewusst an den
Lösungen zu aktuellen und komplexen Problemen mitzuarbeiten.
Resümee
Ausgehend von sinkenden Vertrauenswerten von PolitikerInnen und
einhergehend mit einer steigenden Distanzierung von der Politik
wurde der Frage nachgegangen, welche Möglichkeiten bestehen,
um die Bevölkerung wieder für Politik zu interessieren und einzubin-
den. In diesem Kontext wurde herausgearbeitet, dass die klassi-
schen Formen der direkten Demokratie (Volksabstimmung, Volks-
befragung und Volksbegehren) nicht ausreichen, um mehr Partizipa-
tion zu erreichen. Zu diesem Zweck wurde eine Methode der parti-
zipativen Demokratie – nämlich Bürgerräte – detailliert vorgestellt.
Die teilnehmenden Personen sind nach dem Zufallsprinzip auszu-
Politische Bildung
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