zentrale Fragestellungen aufwerfen, auch für die Demokratie-Ent-
wicklung und auch für Polarisierungstendenzen in unserem Land.
Eine Ist-Stands-Analyse zur Demokratieentwicklung und den Men-
schenrechten Frau Leonard?
Cesy Leonard:
Ich denke, dass wahrscheinlich vor allem Bildung in
Zivilcourage und in Mut davor schützt, dass sowas entstehen kann.
Man ist vor schlechten, dummen Menschen nicht gefeit, aber man
kann in den richtigen Momenten aufstehen und etwas dagegen tun.
In Deutschland gab es eine große Debatte in letzter Zeit über
Menschen, die auf öffentlicher Straße erschlagen wurden, für die
keine Hilfeleistung stattgefunden hat – in Österreich gibt es diese
Fälle sicher auch. Da fragt man sich immer wieder: Wie kann das
sein? Wie kann das sein, wenn wir so wahnsinnig aufgeklärt sind,
was unsere Geschichte angeht. Tagtäglich von der dritten, vierten
Klasse an bekommen wir mit vom Nationalsozialismus, von dem, was
damals passiert ist. Wir haben überall Mahnmale, die uns daran erin-
nern und trotzdem sagen die Leute schon bei dem, was wir tun,
wenn wir zum Beispiel ein Hoheitszeichen der Bundesregierung auf
unserer Webseite benutzen: „Ob wir nicht Angst haben, damit Ärger
zu haben?“
Und da wird mir manchmal Angst und Bang, weil ich denke, wir alle
hatten uns ja mal geschworen wir wären alle Widerstandskämpfer
gewesen im Dritten Reich, wir hätten alle Juden auf dem Dachboden
versteckt und wir hätten da nicht mitgemacht. Und trotzdem, wenn
wir schon jetzt Angst haben vor solchen Sachen oder vor wichtigen
Situationen, weiß ich manchmal nicht, wie es um die Zukunft unserer
Demokratien aussieht. Vielleicht auch, wie wir das in Bildungsinsti-
tutionen ändern könnten, also, ob es reicht, darüber zu lernen oder
ob wir vielleicht Workshops brauchen in Widerstand. Ich glaube, das
sind Grundlagen, um Menschenrechte einzuhalten und Leben zu
schützen.
Angelika Hödl:
Ich möchte an dieser Stelle den Artikel 2 der Allge-
meinen Menschenrechte in Erinnerung rufen: „Jeder hat Anspruch
auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne
irgendeinen Unterschied – etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht,
Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler
oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt und sonstigem Stand. Des
Weiteren darf kein Unterschied gemacht werden aufgrund der politi-
schen, rechtlichen und internationalen Stellung des Landes oder
Gebietes, dem eine Person angehört, gleichgültig, ob dieses Land
unabhängig ist, unter Treuhandschaft steht, keine Selbstregierung
Politische Bildung
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