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besitzt oder sonst in seiner Souveränität eingeschränkt ist.“ Und

Artikel 3: „Jeder – dort steht jetzt mittlerweile ‚Jede‘ – hat das Recht

auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.“ Und wenn wir uns die

Asylpolitik, nicht nur in Österreich und nicht nur in Europa, ansehen,

aber vor allem da, dann denke ich mir, das ist eine um 180 Grad an-

ders gedachte und gelebte Praxis, mit der wir konfrontiert sind. Frau

Cesy Leonard, was kann man mit den Mitteln der Kunst zur Demokra-

tisierung beitragen? Und wie wichtig ist künstlerische Intervention?

Cesy Leonard:

Mit Kunst kann man dort ansetzen, wo Politik eben

aufhört. Ich glaube, dass es auch schwierig ist, wenn es zu demo-

kratisch wird. Wir als Künstlergruppe haben zum Beispiel gemerkt,

dass zu viel Mitspracherecht von zu vielen Leuten Ideen verwässert,

nicht mehr handlungsfähig macht. Das heißt, bei uns ist es schon so,

dass dann einer vorangeht und die anderen mitziehen. Wir möchten

mit unserer Kunst wirklich aufrütteln und vielleicht auch weh tun oder

angreifen, um zum Weiterdenken zu bewegen.

Angelika Hödl:

Was mich nochmal interessiert zum Thema Demokra-

tie und Menschenrechte ist die Demokratiebewegung in Syrien auch

und wie wir, als eigentlich handlungsfähige oder auch nicht hand-

lungsfähige Demokratien, dort nicht mehr geholfen haben diese De-

mokratiebewegung durchzusetzen. Was hätten wir tun können? Hät-

ten wir was tun können? Hätte man was tun sollen?

Alfred Gusbenauer:

Der Sündenfall Syriens hat in Lybien begonnen,

wo Europa voran, Frankreich, dann die anderen folgend und dann die

USA in eine bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzung eingegriffen

haben, die natürlich keine Demokratiebewegung war, sondern bei der

die verfeindeten Stämme Lybiens als erstes Gaddafi bekämpft und

gestürzt haben, mit internationaler Unterstützung, und sich jetzt un-

tereinander umbringen – das ist als „Frühling“ bezeichnet worden.

Und dann hat man geglaubt, dieser „Arabische Frühling“ wird sich

jetzt überall verbreiten und die Despoten verschwinden alle von heute

auf morgen. Also hat man sich überall engagiert. Und dann hat man

aber schon gemerkt, naja, so wunderbar wie man am Anfang ge-

glaubt hat, ist auch alles nicht. Und das Pech von Syrien war, dass

dort die innenpolitische Auseinandersetzung erst zu einem späteren

Zeitpunkt begonnen hat, und eigentlich wäre die Berechtigung für

eine Intervention politischer Natur in Syrien bedeutend größer gewe-

sen, als in den anderen Ländern, denn dort hat es ja tatsächlich eine

demokratische Opposition im Land gegeben gegen das Assad-Regi-

me, aber da hat man nichts gemacht.

Politische Bildung

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