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ist halb Australierin, lebt und arbeitet in Berlin. Nach einem Schau-

spielstudium und neben Theaterarrangements ist sie seit 2011 Mit-

glied des Zentrums für politische Schönheit. Außerdem inszenierte

sie im „Steirischen Herbst“ in Graz das Stück „Die Kanzlerin und der

Graf“. Herzlich willkommen bei dieser Tagung und bitte stellen Sie

uns kurz das Zentrum für politische Schönheit vor.

Cesy Leonard: Das Zentrum für politische Schönheit gibt es seit

2008. Wir interessieren uns für politisch schöne Taten, wie beispiels-

weise der Kniefall von Willy Brand bei der Kranzniederlegung im

Warschauer Ghetto. Wir wollen durch unsere Kunst inspirieren und

im Notfall auch zu politisch schönen Taten zwingen.

Angelika Hödl: Woran denken wir, wenn wir Demokratie meinen oder

wenn wir von Demokratie sprechen? Wie wir es aus der Schule ken-

nen: „Demokratie, die Herrschaft des Volkes. Ihre wesentlichen

Merkmale sind: Freie Wahlen, das Mehrheitsprinzip, die Akzeptanz

einer politischen Opposition, die Verfassungsmäßigkeit, auch die

Achtung der Menschenrechte gehört dazu und natürlich fußt die

Demokratie auf rechtsstaatlichen Prinzipien. Das heißt, die Garantie

der Grundrechte, jedem Einzelnen und jeder Gruppe gegenüber,

egal, ob sie religiös oder sonst wie motiviert sind, die Gewaltentei-

lung und vor allem auch die Meinungs-, Presse- und Rundfunkfrei-

heit.“ Es besteht auch Konsens darüber, dass in einer Demokratie

idealerweise der politische Wille von unten nach oben verläuft, also

aus der Mitte der Bevölkerung an die Eliten herangetragen wird. Das

setzt einen politischen Prozess voraus, der eine interessierte und

engagierte Bevölkerung hinter sich hat.

Heinz Pichler: „Demokratie vererbt sich nicht“ – warum vererbt sie

sich nicht? Was sind die Hintergründe, dass sie sich nicht vererbt?

Was muss passieren, dass hier Demokratie über die Generationen

weitergetragen wird bzw. was muss sozusagen auch institutionell

passieren, damit gewisse Weichenstellungen im politischen Leben so

gestaltet werden können, dass sich Demokratie nicht nur als eine

Institutionen-Lehre in den Schulen und der Erwachsenenbildung ver-

breitet, sondern dass Demokratie so etwas wie ein Lebensmodell

werden kann? Alfred Gusenbauer, bitte.

Alfred Gusenbauer: Ich fange gleich mit dem an, was ich glaube, dass

am wichtigsten ist: Für das Funktionieren aller Verfahrensregeln, die

eine demokratische Gesellschaft ausmachen, ist die entscheidende

Grundvoraussetzung, dass es ein hohes Maß an gemeinsamen In-

teressen gibt, denn nur das führt überhaupt zur Akzeptanz verschie-

Politische Bildung

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