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Sepp Wall-Strasser

Krieg gegen das Volk,

Krieg gegen die Demokratie – von der

autoritären Wende in Europa

1

Der neoliberale Globalisierungsprozess hat bewirkt,

dass die nationalen „Demokratien ihrer Substanz beraubt

und der Schlüssel zum gemeinsamen Haus

den Finanzmärkten überlassen wurde“

2

.

Seit dem Generalangriff „der Märkte“ auf Griechenland und die so

genannten PIIGS

3

um die Jahreswende 2009/2010 dämmert immer

mehr Menschen, dass diese Krise etwas mit Demokratie, und zwar

mit deren Abschaffung zu tun hat. Plötzlich war nicht mehr entschei-

dend, was die Regierungen von Griechenland, Portugal, Spanien

oder Italien zu tun gedachten, sondern die Entscheidungen fielen

woanders. Wo aber? Zu Beginn versuchte man noch zu glauben, die

Troika von EU-Rat, EZB und IWF wären die eigentlich tonangeben-

den, denn sie ließ ihnen ausrichten, was sie zu tun hätten. Schnell

aber kamen Zweifel auf, ob diese auch tatsächlich die wahren Mäch-

tigen seien. Denn plötzlich beriefen sich auch diese bei ihren Ent-

scheidungen auf die so genannten „Märkte“ mit ihren Hermesboten,

den Ratingagenturen.

Politische Bildung

16

1)

Der vorliegende Beitrag wurde von Sepp Wall-Strasser bereits in folgender Publikation ver-

öffentlicht: Wall-Strasser, Sepp/Füreder, Heinz/Gstöttner-Hofer, Gerhard/Breiner, Gerlinde/

Hotz, Manuela (Hrsg.): Europa am Scheidweg, ÖGB-Verlag, Wien.

2)

Harribey, Jean-Marie, in: Flucht aus der Globalisierung?, Le Monde diplomatique Oktober

2011, deutsche Ausgabe, S. 7

3)

PIGS werden die so genannten „Problemländer“ der Eurozone Portugal, Irland, Griechen-

land und Spanien seit Ende 2009 süffisant, und in gewollter Anspielung an die englischen

Bedeutung dieser Abkürzung genannt. Etwas später kam dann Italien dazu und aus den

„PIGS“ wurden die „PIIGS“.