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tipp 03/16

k aernten.arbeiterk

ammer.at

Aktuell

Schwerpunkt

ARBEIT & RECHT

Konsument Bildung

Beruf & Familie Steuer & Geld Menschen & Meinungen

Die umstrittenen Frei-

ha nde l s a bkommen

CETA (Comprehensive

Economic and Trade

Agreement) mit Kana-

da und TTIP (Trans-

atlantic Trade and In-

vestment Partnership)

mit den USA sollen

Erleichterungen

im

grenzüberschreitenden

Handel von Gütern

und Dienstleistungen

bringen. Doch der Wi-

derstand ist groß, da

Gewinne des Freihan-

dels keineswegs fair

verteilt werden und die Klu zwischen

Arm und Reich immer breiter wird. Bei

TTIP würde der bereits intensive EU-US-

Handel die Wettbewerbsbedingungen

verschärfen und den Handel mit Entwick-

lungs- und Schwellenländern teilweise

verdrängen. Handelsverträge sind zwar

wichtig für die Regelung der internatio-

nalen Wirtscha sbeziehungen, aber nicht

um jeden Preis.

Verlust von Arbeitsplätzen

Mit Drohungen der Abwanderung in

Länder, in denen geringere Standards im

Umweltbereich oder Konsumentenschutz

gelten, könnten Gewerkscha en bei Ver-

handlungen über bessere Löhne und Ar-

beitsbedingungen unter Druck geraten.

Eine Studie aus den USA rechnet sogar mit

einem Verlust von 600.000 Arbeitsplätzen

in Europa.

Vorsorgeprinzip vs. Wissenschaftsprinzip

Wichtige Standards der Regulierungs-

behörden gelten für viele Unternehmen

derzeit als ‚handelshemmend‘. Damit sind

die unterschiedlichen Regelungen und

Schutzbestimmungen bei Lebensmitteln,

Unfaire Freihandelsabkommen:

CETA& TTIP bedrohen Standards

Die geplanten Handelsabkommen bedrohen heimis e Sozial-, Umwelt- und Verbrau erstandards.

Ein Kurswe sel der EU-Handelspolitik ist notwendig, um Arbeitnehmerre te zu bewahren.

f

i

kaernten.arbeiterkammer.at/eu

Fotolia/ psdesign1

Medikamenten und

Autos zwischen EU

und USA gemeint. Ein

Beispiel: In der EU gilt

in vielen Bereichen

für Gesundheits- und

Umweltschutz

das

sogenannte Vorsor-

geprinzip,

welches

Produkte nur zulässt,

wenn ihre Unbedenk-

lichkeit nachgewie-

sen ist. Im Gegenteil

dazu besteht in den

USA das Wissen-

schaftsprinzip,

das Produkte

und Verfahren solange erlaubt, bis

ihre Schädlichkeit erwiesen ist.

Geplante Bestimmungen

¡

Bei CETA und teils bei TTIP

soll eine Liberalisierung für alle

Sektoren gelten, solange diese

nicht im Detail ausgenom-

men werden. Dies bedeutet,

dass die üblichen

Ausnahmebe-

stimmungen

für

ö entli-

che

Dienst-

leistungen in

EU-Ha nde l s -

verträgen

keinen

ausreichenden Schutz bieten.

¡

Die Sperrklinkenklausel bei CETA

xiert die Unumkehrbarkeit kün iger

Liberalisierungen. Politisch gewünschte

Änderungen werden dadurch erschwert

bis unmöglich gemacht. (Beispiel: Rekom-

munalisierung von Dienstleistungen)

¡

TTIP strebt einen verbesserten „beid-

seitigen Zugang“ zu ö entlichen Aus-

TTIP

¢

600.000

TTIP würde laut einer Studie

der US-amerikanischen Tufts

University in Massachusetts

Arbeitsplätze kosten und zu

erheblichen Einkommensver-

lusten in Höhe von 165 bis zu

5.000 Euro pro Person und Jahr

führen. Auch die Wirtschafts-

leistung würde schrumpfen.

schreibungen an. Das schränkt die

Möglichkeiten ein, Au räge an

lokale Unternehmen zu vergeben

oder Ausschreibungen an sozi-

ale Kriterien zu binden.

(Beispiel: Die Ein-

haltung von Kollektivverträgen).

¡

Investoren haben bei einem Abkom-

men von TTIP und CETA Klagerechte

gegen ausländische Regierungen, in deren

Land sie investiert haben. Die Entschei-

dungen fallen aber nicht in ö entlichen

Gerichtsverfahren, sondern vor privaten

Schiedsgerichten.