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Politische Bildung
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Helmut Krieger/Josefine Scherling
Revolte, Krise und Krieg – Das Ende
der Hoffnung in der arabischen Welt
Nur fünf Jahre ist es her, dass Millionen Menschen von Marokko bis
zum Jemen grundlegende demokratische Forderungen gegen au-
toritäre Regime im arabischen Raum erhoben haben. Ihre zentrale
Parole für Freiheit, Würde und Gerechtigkeit erscheint heute wie ein
Ruf aus einer fernen Vergangenheit – überlagert und scheinbar zer-
stört von (neuen) autoritären Regimen, jihadistischen Formationen und
Krieg. Dass jedoch jene sozialen Bewegungen nicht nur als eine
historische Episode zu verstehen sind, sondern vielmehr den Beginn
eines epochalen gesellschaftlichen und politischen Bruches markie-
ren, war der zentrale Ausgangspunkt unseres Workshops, der in zwei
Durchgängen zu je 50 Minuten mit jeweils 40 und 80 Teilnehmenden
stattfand. Historische Prozesse dabei so zu rekonstruieren, dass das
emanzipatorische Potenzial von sozialen Bewegungen im arabischen
Raum sowie ihren Ausstrahlungen auf Europa sichtbar werden kön-
nen, stand dementsprechend am Beginn unserer Diskussionen. We-
sentliche Fragen des Workshops waren dabei:
Was haben die Revolten von 2011 bewirkt? Inwiefern konnten sie
trotz der gegenwärtigen, im eigentlichen Sinn konterrevolutionären
Entwicklungen Spuren in die Zukunft legen? Inwiefern wurden sie zu
einem Initialzünder für eine globale Bewegung zur Demokratisierung
der Demokratie? Was könnte das wiederum sowohl für den arabi-
schen Raum als auch für Europa zukünftig bedeuten?
Geschichte jenseits des Vergessens
Vor dem Jahr 2011 wurden autoritäre Macht- und Herrschaftsverhält-
nisse im arabischen Raum in vielen westlichen Forschungen aber