Previous Page  45 / 66 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 45 / 66 Next Page
Page Background

19

Politische Bildung

45

Helmut Krieger/Josefine Scherling

Revolte, Krise und Krieg – Das Ende

der Hoffnung in der arabischen Welt

Nur fünf Jahre ist es her, dass Millionen Menschen von Marokko bis

zum Jemen grundlegende demokratische Forderungen gegen au-

toritäre Regime im arabischen Raum erhoben haben. Ihre zentrale

Parole für Freiheit, Würde und Gerechtigkeit erscheint heute wie ein

Ruf aus einer fernen Vergangenheit – überlagert und scheinbar zer-

stört von (neuen) autoritären Regimen, jihadistischen Formationen und

Krieg. Dass jedoch jene sozialen Bewegungen nicht nur als eine

historische Episode zu verstehen sind, sondern vielmehr den Beginn

eines epochalen gesellschaftlichen und politischen Bruches markie-

ren, war der zentrale Ausgangspunkt unseres Workshops, der in zwei

Durchgängen zu je 50 Minuten mit jeweils 40 und 80 Teilnehmenden

stattfand. Historische Prozesse dabei so zu rekonstruieren, dass das

emanzipatorische Potenzial von sozialen Bewegungen im arabischen

Raum sowie ihren Ausstrahlungen auf Europa sichtbar werden kön-

nen, stand dementsprechend am Beginn unserer Diskussionen. We-

sentliche Fragen des Workshops waren dabei:

Was haben die Revolten von 2011 bewirkt? Inwiefern konnten sie

trotz der gegenwärtigen, im eigentlichen Sinn konterrevolutionären

Entwicklungen Spuren in die Zukunft legen? Inwiefern wurden sie zu

einem Initialzünder für eine globale Bewegung zur Demokratisierung

der Demokratie? Was könnte das wiederum sowohl für den arabi-

schen Raum als auch für Europa zukünftig bedeuten?

Geschichte jenseits des Vergessens

Vor dem Jahr 2011 wurden autoritäre Macht- und Herrschaftsverhält-

nisse im arabischen Raum in vielen westlichen Forschungen aber