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nicht generell ausgenommen sind. Kommerzielle

Anbieter machen massiven Druck in Richtung Li-

beralisierung.

Die (geplanten) Bestimmungen sind durchaus

alarmierend: So sollen bei CETA und teils bei TTIP

die Liberalisierungspflichten für alle Sektoren gel-

ten, solange diese nicht im Detail ausgenommen

werden. Das Gegenteil wäre richtig: Liberalisiert

werden dürfen nur Wirtschaftsbereiche, die in den

Abkommen ausdrücklich vereinbart sind.

Weiters gibt es in CETA die

Stillstandsklausel,

die einen erreichten Status an Liberalisierung

unumkehrbar festschreibt, und die

Sperrklin-

kenklausel,

die die Unumkehrbarkeit künftiger

Liberalisierungen fixiert. Politisch gewünschte

Änderungen (z.B. die Rekommunalisierung von

Dienstleistungen) werden dadurch erschwert bis

unmöglich gemacht.

Im Rahmen von TTIP wird ein verbesserter „bei-

derseitiger Zugang“ zu

öffentlichen Ausschrei-

bungen

angestrebt. Das engt zum Beispiel

Möglichkeiten ein, Aufträge an lokal verankerte

Unternehmen zu vergeben oder Ausschreibungen

an soziale Kriterien (wie die Einhaltung von Kollek-

tivverträgen) zu binden.

Der berüchtigte Investorenschutz

Bilaterale Investitionsschutzabkommen werden

seit Ende der 60er-Jahre vor allem zwischen In-

dustrie- und Entwicklungsländern abgeschlossen.

Derzeit sind mehr als 3.000 in Kraft, in Österreich

62. Sie sehen Klagerechte für Investoren gegen

ausländische Regierungen vor, in deren Land sie

investiert haben. Entschieden wird darüber aber

nicht in einem öffentlichen Gerichtsverfahren,

sondern vor privaten Schiedsgerichten.

Geklagt wurde zum Beispiel aufgrund des deut-

schen Atomausstiegs, eines Anti-Diskriminie-

rungsgesetzes in Südafrika, eines Mindestlohn-

gesetzes in Ägypten und der Krisen-Maßnahmen

in Argentinien und Griechenland. Aktuell geraten

zunehmend Industriestaaten ins Visier solcher

Klagen. Dieser Trend kann sich im Zuge von TTIP

und CETA zu einer Klageflut ausweiten. Denn die

Handlungsspiel-

raum der Politik

eingeschränkt.

Ausschreibungs-

zwang als

Hebel zur

Privatisierung.

AK

-Infoservice

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