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Im Jahr 2013 wurde der öffentliche Rundfunk in Griechenland über

Nacht geschlossen. 2014, das war letztes Jahr vor der Übernahme

der Regierung in Griechenland von der Partei „Syriza“, gab es noch

Jean-Claude Juncker der im ORF wörtlich gesagt hat, „…wir wün-

schen uns bekannte Gesichter in der griechischen Regierung“, also

ja kein Gegenparadigma zu den Entscheidungsträgern, die das Land

bisher geführt haben. Ein Paradebeispiel ist das jetzige Referendum,

das im Sommer stattgefunden hat: Die Griechen haben sich mehr-

heitlich für eine andere Art der Wirtschaftspolitik entschieden und die

europäische Union hat gesagt, „…na ja, uns wurscht – ihr habt euch

zwar für eine andere Wirtschaftspolitik entschieden, die mit sich eine

andere Sozialpolitik bringt, es ist egal – das ist der Weg, wir haben

allerdings vorentschieden, es ist vollkommen egal…“

Ich will nur erläutern, sobald das Referendum in Griechenland be-

kannt gegeben wurde, hat die Europäische Zentralbank (EZB) die

griechischen Banken abgedreht. Bedenken Sie, Griechenland ist mit

geschlossenen Banken ins Referendum gegangen. Man muss sich

einmal durch den Kopf gehen lassen, was in Österreich passieren

würde, wenn man über Nacht ein Maximum an Abhebebeträgen von

30 Euro stellen würde, wenn plötzlich die Banken für eine Woche

geschlossen wären, wenn das Einzige was funktioniert nur noch die

Bankomaten in Österreich wären. Dennoch gab es keine Krawalle in

Griechenland, die Angst hat nicht überwältigt und die Menschen sind

in Griechenland eine Woche danach wählen gegangen und sie haben

nein gesagt: Aus mit dem Neoliberalismus, die Reichen müssen end-

lich bezahlen, der Sozialstaat gehört uns, oder für junge Arbeitslose

muss gesorgt werden. Die Antwort der europäischen „Partner“: Nein

– ihr sagt nein, wir sagen auch nein. Es ist uns vollkommen egal!

Daraus resultierte, dass die Möglichkeit einer politischen Lösung in

der europäischen Union, komplett zerschlagen wurde, weil die Syriza-

geführte Regierung auch ein Memorandum unterzeichnet musste, das

auch Austeritätsmaßnahmen und weitere Kürzungen in den Subven-

tionen vorsieht usw. Der Neoliberalismus hat hier in Europa sehr viele

Probleme verursacht und uns auch sehr, sehr große Lektionen erteilt.

Peter Kaiser und Marlies Krainz-Dürr haben in ihren Grußworten zu

dieser Veranstaltung über die Grenzen der Demokratie gesprochen.

Also, der Neoliberalismus hat uns heuer im Sommer gezeigt, dass für

ihn die Demokratie keine Grenzen setzen kann und das ist schon eine

sehr wichtige aber auch sehr gefährliche Erkenntnis. Wir dürfen es

also nicht zulassen, dass diese „unsichtbare Hand des Marktes“ oder

diese „unsichtbare Eliten“, die mittlerweile mehr als die Hälfte des

Reichtums der Erde besitzen, über unser Leben entscheiden.

Politische Bildung

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